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Charles & Ray Eames – Geschichte, Erfolge und Nachleben des berühmten Design-Paares

Charles und Ray Eames gehören zu den wichtigsten Designern der Kulturgeschichte. Ihr Möbel und Accessoires zählen zu den größten Entwürfen seit Beginn des Möbeldesigns und haben bis heute nicht an Bedeutung verloren. Wer sich von den Entwürfen der Eames inspirieren lässt, beweist Geschmack und Stilsicherheit. Obenstehend finden Sie unser erlesenes Sortiment an Eames-Objekten, nachfolgend lesen Sie, was die Geschichte der Eames so besonders macht. Wir wünschen viel Vergnügen beim Stöbern und Lesen!

Der US-amerikanische Architekt Charles Eames gehört zu den einflussreichsten Designern seiner Zeit. 1941 gründete Charles Eames mit seiner Frau Ray Eames ein Designstudio. Als Ergebnis eines Forschungsprogramms, an dem Charles Eames und Ray Eames während des Zweiten Weltkrieges zusammen mit Eero Saarinen arbeiteten, entstanden Schichtholzstühle, die zu den Meilensteinen im modernen Möbelbau zählen. Mit zahlreichen Designermöbelentwürfen – viele davon sind heute im Schaudepot auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein zu sehen – war Charles Eames in den 1950er und 1960er Jahren gemeinsam mit seiner Frau Ray Eames maßgeblich an der Stilentwicklung dieser Epoche beteiligt. Mit dem legendären Lounge Chair aus dem Jahr 1956, der wie kein zweites Möbelstück für die klassische Moderne steht, erreichte Charles Eames Weltruhm. Gemeinsam mit Ray Eames arbeitete er an unterschiedlichen Projekten aus den Bereichen Film, Foto, Industriedesign, Spielwaren, Ausstellungen, Bücher, Architektur und bildende Kunst. Das Haus von Charles Eames und Ray Eames – eine Stahl- und Glaskonstruktion in Los Angeles – entstand als Beispiel für einen ökonomischen Wohn- und Lebensraum im avantgardistischen Stil.

Die US-Amerikanerin Ray Eames studierte Malerei bei Hans Hofmann in New York und wurde Gründungsmitglied der American Abstract Artists. An der Cranbrook Academy of Arts in Michigan lernte sie Charles Eames kennen, der dort zunächst ein Stipendium bekommen hatte und gerade als Kopf der Abteilung für Industriedesign am Wettbewerb »Organic Design in Home Furnishings« des Museums of Modern Art teilnahm, bei dem Charles Eames den ersten Platz erzielte. 1941 heirateten Ray Kaiser und Charles Eames. Das im gleichen Jahr gemeinsam gegründete Designstudio markierte den Beginn einer erfolgreichen beruflichen Zusammenarbeit. Auf die berühmten Schichtholzstühle(1945–1946), die ersten Möbelstücke mit geformten Elementen, die serienmäßig in großer Zahl produziert wurden, folgte 1948 eine Reihe von Stühlen mit geformten Sitzen aus Glasfaser – die Vorläufer der berühmten Eames Chairs aus Kunststoff. Zahlreiche Designermöbelentwürfe der klassischen Moderne zeugen von der Schaffenskraft des Künstlerehepaars, das ab den 1950er Jahren unter anderem auch als Experimentalfilmer tätig war.

Es gibt Geschichten, die man sich in Hollywood besser kaum ausdenken könnte. Romantisch, zuweilen sprunghaft und mit Liebe bis in den Tod. Eine solche Geschichte ist die des Ehepaares Charles und Ray Eames. Dass die Eames, wie man sie liebevoll nennt, die Design- und Möbelgeschichte des 20. Jahrhunderts nicht nur geprägt, sondern revolutioniert haben, ist weitestgehend bekannt. Dass die Geschichte des Paares aber doch mehr als „nur“ eine Designgeschichte ist, verschwindet meist hinter dem Erstaunen, dass uns bei der Betrachtung und Nutzung Eames’schen Mobiliars ergreift. Denn die Geschichte der Eames ist eine Geschichte von Liebe, und diese Liebe hat die Welt nicht nur mit Möbeln aller nur denkbaren Formen und Funktionen bereichert, sondern auch mit epochaler Architektur und epischer Filmkunst, moderner Malerei und progressiver Fotografie. Um Architektur und vor allem natürlich die Eames’schen Möbel soll es in diesem Artikel“ gehen.

Und wie es für einen romantischen Plot aus den Hollywood Hills – in deren weiteren Umgebung sich mit dem Eames House ein Meilenstein der Architektur findet – nur allzu üblich ist, quillt die Historie von Charles und Ray Eames nur so über vor kitschigen Klischees und fast schon standardisierten Stereotypen, die für den Publikumserfolg einer solchen Erzählung vonnöten sind. Aber warum sollte man den Hergang einer Liebesgeschichte solch emotionaler und sinnstiftender Momente berauben, mögen Sie uns formal auch noch so bekannt vorkommen? Und wer kann denn ernsthaft etwas gegen populär-erfolgreiche Erzählungen haben? Es gibt sie und wir alle zehren davon, vergnügen uns daran und schöpfen daraus Kraft für unser eigenes Leben und unsere eigene Geschichte, die natürlich endlich ist. Unsterblich ist nur die Kunst, das Produkt, nicht aber die Person dahinter – doch noch im Tode der Eames zeigt sich, dass deren Entwürfe das Produkt zweier Lebensläufe sind, deren Zusammenführung in Personifizierung des Charles und der Ray kein Drehbuch dieser Welt schöner hätte schreiben können.

Haben Sie eigentlich schon einmal von Bernice Alexandra Kaiser gehört? Wenn nicht – Sie kennen sie doch. Als solche wird die, die sich später Ray nennen und den Familiennamen Eames annehmen sollte, getauft. 1912 kommt Bernice Alexandra im kalifornischen Sacramento zur Welt, verlebt eine wohl unspektakuläre Kindheit und Jugend und verlässt 1931 die Heimat gen Ostküste, um an der May Friend Bennet School in New York Porträtmalerei zu studieren. Dort findet sie Zugang zur Klasse von Hans Hofmann, einem Münchner Maler, der in die Vereinigten Staaten emigriert ist. Durch den Einfluss Hofmanns entwickelt sich Kaisers Malerei hin zur Abstraktion, und so ist es nur folgerichtig, dass sie 1936 Mitglied der American Abstract Artists (AAA) wird. Die AAA ist eine bis heute bestehende Künstlervereinigung, die sich zum Ziel gesetzt hat, durch Ausstellungen und Publikationen die abstrakte Malerei in den USA bekanntzumachen. Abstrakte Kunst wird seinerzeit von der einflussreichen Kritik geschmäht, denn Abstraktion gilt als „unamerikanisch“ und zu „europäisch“. 1940 immatrikuliert sich Kaiser an der Cranbrook Academy of Art in Bloomfield Hills, Michigan.

An der „Cranbrook“ doziert ein gewisser Charles Eames. Seine Geburt datiert auf das Jahr 1907, Schauplatz seiner Geburt ist die Stadt St. Louis in Missouri, vollständiger Geburtsname: Charles Ormand Eames. Wie auch Kindheit und Jugend der Bernice Alexandra Kaiser, so verlaufen auch die des Charles Eames ohne erkennbare Anzeichen eines kommenden Kometen, der noch für kaum abzuschätzende Zeiten am Designhimmel seinen prächtigen Schweif wird zeigen. Von 1925 bis 1928 studiert Charles für wenige Semester an der Washington University Architektur, ohne dieses Studium abzuschließen. Als Gründe für den Studienabbruch wird das konservative Universitätsklima vermutet, in dem er als Fürsprecher einer radikal modernen Architektur – wie sie heute auf dem Vitra-Campus zu sehen ist – nicht gern gelitten ist, In anderen Biografien ist zu lesen, dass Charles schon als Student eine Anstellung als Architekt bei einem örtlichen Architekturunternehmen inne hat und deshalb nicht mehr auf einen universitären Abschluss angewiesen ist. 1929 heiratet er seine erste Ehefrau Catherine Woermann, der Ehe entspringt ein Jahr später eine Tochter. Im gleichen Jahr, 1930, macht sich Charles Eames mit seinem ersten Büro selbstständig, 1935 gründete er in Zusammenarbeit mit einem Kollegen ein zweites. Trotz der beruflichen Etablierung bewirbt er sich noch einmal um ein Stipendium an besagter „Cranbrook“, das 1938 gewährt und schon 1939 in einen Lehrauftrag überführt wird. Zu seinen Studentinnen gehört eine gewisse Bernice Alexandra Kaiser.

An der Cranbrook Academy of Art beginnt die Geschichte, deren Plot im Kern klischierter, filmischer oder romanhafter kaum sein könnte und sich zusammengefasst liest wie: attraktiver Hochschuldozent verliebt sich unsterblich in unverheiratete Studentin, verlässt für diese seine Frau und Tochter, beide heiraten, ziehen nach Los Angeles an der Westküste, reichen Entwürfe bei Wettbewerben ein und beschreiten sukzessive den Weg des Design-Superstar-Paares, für das es in der Kulturgeschichte nur wenig vergleichbare Paare geben dürfte. Der Eames-Komet steht fortan leuchtend am Himmel der amerikanischen Möbelmoderne, und Jahrzehnte später zieht der Komet am weltweiten Kunst- und Möbelfirmament noch immer seine Bahn.

Vorangegangen ist eine Namensänderung. Bernice Alexandra wird als Kind von Ihrer Mutter mit dem Kosenamen Ray Ray gerufen – und weil sie ihren Namen für germanisch hält, nennt sie sich seit Ihrer Hochzeit nur noch Ray. Ray Eames. Bevor jedoch Charles und Ray mit ihren Möbelentwürfen alles überstrahlen, arbeiten sie – man glaubt es kaum – nicht für zivile, sondern militärische Zwecke mit Holz. Die beiden heiraten 1941, im Jahr des Angriffs auf Pearl Harbor und damit des Kriegseintritts der USA. Deshalb sind die Eames zunächst damit beschäftigt, Tragen und Beinschienen aus verformtem Schichtholz für die US Army zu entwickeln. Mit durchschlagendem Erfolg. Trage und Schiene werden bis 1945 in Serie gefertigt. Zwar geht schon 1940 aus einem Wettbewerb um „Organic Design in Home Furnishings“ der als Lesesessel gedachte Organic Chair hervor, dieser entsteht aber noch in Zusammenarbeit von Charles Eames mit Eero Saarinen und geht, wegen schleppender Entwicklung der dafür benötigten Herstellungsverfahren, erst ab 1950 in Produktion.

Als gleichberechtigtes Autorenteam treten Charles und Ray erstmals 1946 mit dem Plywood Chair an die Öffentlichkeit. Das Ende des Krieges ist auch ein Ende des Primats der Rüstungsproduktion. Das kulturelle Amerika dürstet nach neuer Gestaltung, neuen Materialien und neuen Techniken, und die Eames treten an, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Mit dem Plywood schaffen die Eames einen Schichtholzstuhl, dessen Sitzschale und Rückenlehne getrennt produziert werden und die über Hartgummischeiben, den sogenanntn Shock Mounts, mit dem tragenden Gestell verbunden sind. Die Shock-Mount-Technik hat bis heute Bestand, die körpergerechte Form macht diese von Vitra produzierten Möbel auf Anhieb populär.

1948 findet die mittlerweile berühmte „International Competition for Low Cost Furniture“ des Museums of Modern Art (MOMA) in New York statt; ein Wettbewerb für neues Design, das einfach zu produzieren sein und über einen geringen Preis einem breiten Publikum angeboten werden soll. Für Charles und Ray ist das der Durchbruch. Der Plastic Armchair macht die beiden geradezu schlagartig berühmt. Er gilt als der erste einteilige Schalensitz ohne Polsterung überhaupt. Das Untergestell ist aus verchromtem Stahldraht gefertigt und fügt sich elegant und zwanglos an die Sitzschale an. Waren die ursprünglichen Entwürfe noch aus Fiberglass, so werden nun alle Modelle aus der Serie der Eames Plastic Chairs (die Originale produziert natürlich Vitra) aus dem leichter zu verarbeitendem und auch rezyklierbarem Polypropylen gefertigt – so auch La Chaise, einem glamourösen Liegemöbel, das von der klassischen Chaiselongue inspiriert ist, im Eames’schen Portfolio aber mehr den Status einer organisch geformten Skulptur denn eines praktikablen Möbel inne hat.

In den Jahren nach La Chaise und dem Plastic Armchair folgt in atemberaubender Frequenz Möbelikone auf Möbelikone. Mit Beginn der 50er Jahre wenden sich die Eames von Kunststoff zum Stahldraht hin; nach ersten Experimenten erblickt der Wire Chair das Licht der Welt. Der Wire Chair ist die Fusion von organischer Form und linearen Querverstrebungen, die dem Stuhl Stabilität verleihen. Der Stuhl erinnert an das Geflecht eines Korbes und wird heute noch gemäß des ersten Entwurfes gefertigt. 1956 landen die Eames dann einen ihrer ganz großen Hits, wenn man das von Möbeln so sagen kann. Der Lounge Chair wird geboren. Müßig, ihn eingehend vorzustellen. Er ist ein uramerikanisches, episches Wohnmöbel, gleichermaßen wuchtig wie elegant. Verewigt in Filmen, aufgestellt in Museen, ein Traum von Wohnmöblierung. Ganz gemäß dessen, was wir Klassiker nennen, hat er bis heute nichts von seiner Aktualität und Anziehungskraft eingebüßt.

Es geht weiter mit Metall: 1958 folgen die ersten Aluminium Chairs, auch diese entwickeln sich zu unumstößlichen Klassikern der Möbelmoderne, an denen sich nachfolgende Designergenerationen immer noch orientieren. 1960 kommt der Lobby Chair und – jetzt arbeiten die Eames wieder mit Holz – die Eames Stools. Unverkennbar ist in die Stools die bildhauerische Expertise Ray Eames‘ eingeflossen – wie übergroße, majestätische Schachfiguren stehen diese Hocker im Raum. Doch sind es nicht nur Sitzmöbel, die die Eames umtreiben. Parallel dazu werden auch architektonische Projekte realisiert.

Das wohl bekannteste Architekturprojekt der Eames ist kein Entwurf für eine Serienproduktion, sondern eine Einzelfertigung für den Eigengebrauch: Das berühmte Eames House in Pacific Palisades – auch bekannt als Case Study House No. 8 (die Case Study Houses waren eine Serie architektonischer Experimente im Großraum Los Angeles). Vorgabe für das Eames’sche Haus war die Beschaffung der Baumaterialien: Die Stahlteile für das „Skelett“ des Hauses sollten Standardteile aus dem Metallhandel sein. Auf diese Weise ist eine Stahlkonstruktion entstanden, die mit ihren weiten, lichten Glasfronten eine moderne Strenge, elegant-schlichte Anmutung und zeitlose Bewohnbarkeit ausstrahlt. Weil das zwanglos-nonchalant eingerichtete Wohnzimmer freigeistigen Stils der Eames auch mit üppigen Zimmerpflanzen bestückt ist, wird die Grenze zwischen Wohnraum und dem das Haus umgebenden Garten scheinbar aufgehoben. Das Haus wirkt so von innen größer, freier.

Anders als viele architektonische Meilensteine, die nur bedingt zur Bewohnung einladen, geht vom Eames House mit Artefakten, Kunstgegenständen, Bildern, Bücherregalen, Reisemitbringseln eine warme Atmosphäre eines gelebten Lebens aus. Von allen 25 gebauten Case Study Houses gilt das der Eames als das erfolgreichste; sowohl als architektonische Position als auch als funktionales und komfortables Wohnhaus ist das Haus der Eames eine Pilgerstätte für Architekturbegeisterte aus aller Welt. Charles und Ray Eames lebten und arbeiteten von der Fertigstellung 1949 bis zu ihrem Tode in diesem Haus. Das Haus besteht bis heute mit der ursprünglichen Einrichtung und wird von den Enkelkindern der Eames verwaltet.

Die Ehe, die sie in und um dieses Haus herum leben, scheint – wie eingangs angedeutet – ebenfalls einer Klischeekiste des nahe gelegenen Hollywoods entnommen zu sein. Er ist der Techniker, sie die Künstlerin. Charles ist der strenge Architekt innerhalb der Arbeitsbeziehung der Eames, als Absolvent eines ingeniösen Studiums interessieren ihn Exaktheit und Funktion von Entwürfen – gleich ob Möbel oder Bauwerk. Ray ist Kreative, mit ihrem künstlerischen Studienhintergrund interessieren sie Design und ästhetische Anmutung von Objekten. Wenngleich die Rollenverteilung klischiert erscheinen mag, so kommt doch im Design der beiden eine Augenhöhe zum Ausdruck, die mehr ist als nur die Summe von Kunst und Technik. Alles andere hätte nicht zu solch zeitlosen, bis heute unangefochtenen Inkunabeln modernen Designs geführt. Bedeutsam wie im Film ist auch der Tod der Eames: Charles Eames stirbt am 21. August 1978. Ray Eames stirbt exakt zehn Jahre nach Ihrem Mann – im gleichen Monat, am gleichen Tag, am 21. August 1988. Ihre Hinterlassenschaft ist unsterblich – wie die Firma Vitra eindrucksvoll unter Beweis stellt.